Mit Blumen am Vormittag an seiner Gedenkstätte in der Dörchläuchtingstraße und einer Abendveranstaltung in der Galerie Olga Benario erinnerte Hufeisern gegen Rechts an Erich Mühsam, der vor 90 Jahren im Anschluss an den Reichstagsbrand von den Nazis verhaftet und anschließend 14 Monate in verschiedenen Haftanstalten und Konzentrationslagern misshandelt wurde.
Gemeinsam mit Chris Hirte dem Mühsam-Biografen und Herausgeber von Mühsams Tagebüchern und der Musikerin Isabel Neuenfeldt, die eine Vielzahl von Mühsams Gedichten vertont hat, wurde in der Galerie Olga Benario am Abend über die Person und die Motivation von Mühsams radikaler antifaschistischen Haltung debattiert und mit einer Auswahl seiner Lieder dokumentiert.
Dabei wurde deutlich, dass Mühsams Antifaschismus untrennbar mit seinem bereits in den Jugendjahren geformten Menschenbild eines gegen Zwänge und menschlichen Deformationen kämpfenden Freigeistes verbunden ist.
Seine Vision von einer herrschaftsfreien Gemeinschaft Gleicher, in der weder für Rassismus, völkisches Denken und Ausbeutung noch für Gewalt und Unterdrückung Platz ist, hat sein Handeln und sein schriftstellerisches Werk bestimmt.
Seine Integrität und Entschiedenheit spiegeln sich auch in seiner persönlichen Haltung wider und waren Richtschnur seiner persönlichen Entwicklung.
Solidarität war für ihn kein Schlagwort, keine Äußerlichkeit, sondern fand sich auch in seinem persönlichen Verhalten gegenüber seinen Mitmenschen wieder, selbst wenn für ihn diese Einstellung mit persönlichen Nachteilen verbunden war.
Mit dieser grundsätzlichen Haltung konnte er in seiner Zeit hohe Achtung gewinnen, als Kämpfer für eine bessere Gesellschaft war er aber gegen Ende der Weimarer Republik isoliert.
Hier waren Taktiker im politischen Kampf gefragt.
Diesem Anspruch konnte und wollte der Anarchist und Mensch Mühsam nicht gerecht werden.
Als anarchistischer Einzelkämpfer hatte er weder gegenüber dem faschistischen Mob noch bei den großen Arbeiterparteien eine Chance.
Aber in seiner Niederlage und in seinem Opfer hat er bis heute das Bewusstsein für eine humane Perspektive, ohne Terror, ohne Ausbeutung und ohne ein politisches System mit einem allumfassenden Herrschaftsanspruch wachgehalten.
Diese Elemente bilden auch heute noch die Grundlagen für einen antifaschistischen Kampf, der in der Wahrung und Verteidigung demokratischer und sozialer Rechte besteht.
Hufeisern gegen Rechts dankt allen, die zum Gelingen dieser Würdigung beigetragen haben.